3.09.2015

Humanismus – Idee der Zukunft?

Vor noch nicht allzu langer Zeit definierte Axel hier, unseligen Angedenkens, den Humanismus schlankweg und ohne Wenn und Aber als Lüge. Das bedeutete, dass er die einzige ideologieneutrale Möglichkeit des Menschen, jederzeit und an jedem Ort verfügbar,  zu einem würdigen Umgang mit seiner Art und seiner Welt als Lüge bezeichnete. Aber was ist nun Humanismus? Er ist doch sicher etwas Anderes als nur eine Bezeichnung für am Ideal der Antike orientierte Bildung, wie ihn die Renaissance und dann das neunzehnte Jahrhundert definierte. Indessen sollte diese Bildung aber auch zu mehr Ergebnissen führen als nur zur Fähigkeit, die Autoren der Antike fehlerfrei und in Originalsprache zitieren zu können. Das trifft vor allem für die Renaissance zu, die sich von der Antike – Rezeption neue Perspektiven für den Menschen als solchen versprach, die einen von religiösen Dogmen und feudalen Vorbehalten freien, selbstbestimmten Menschen wollte und dabei leider vergaß, dass die antiken Gesellschaften und ihre Menschenwürde auf der Würdelosigkeit von Sklavenarbeit beruhten. Oder doch nicht vergaß? Jedenfalls kümmerten die Gelehrten und Dichter des Renaissance – Humanismus nicht um eine Verbesserung der Lebensumstände ihrer Bauern. Waren das keine Menschen? Galt Humanismus nicht für sie?

Heute, wir ersparen uns den Gang durch die Jahrhunderte, bedeutet Humanismus ohne Wenn und Aber, dass wir als Menschen dazu verpflichtet sind, für die Würde und die soziale Sicherheit der gesamten Menschheit zu sorgen und uns dafür verantwortlich zu fühlen, wenn es irgendwo damit nicht zum Besten steht und was sage ich, es steht genau gesehen in der ganzen Welt damit nicht zum Besten, ja sogar noch weitaus weniger als nur „nicht zum Besten“, es steht zum Verzweifeln. Dabei ist Humanismus doch der einzige Weg zur  Menschlichkeit, der allen Menschen, gleich welcher Religion, Herkunft und Geschlecht offen steht. Aber steht er denn offen? Stehen nicht diverse selbsternannte Eliten diesem Weg gerade und absichtsvoll im Weg? Es ist genug Geld da, um der Menschheit weltweit und im Augenblick auf Dauer auch nur den materiellen Standard zu garantieren, den ein Sozialhilfeempfänger in Deutschland hat. Es sind, wir sprachen im Forum gerade von Materie, genug materielle Ressourcen vorhanden, um jedem einzelnen Menschen sauberes Wasser, ausreichendes und abwechslungsreiches Essen, eine menschenwürdige Wohnung und dem jeweiligen Klima entsprechende Kleidung zur Verfügung zu stellen, es ist genug Arbeit da, um jeden arbeitsfähigen Menschen in Lohn und Brot zu halten und genug, um die nicht arbeitsfähigen unter den Menschen mit allem Lebensnotwendigen und auch noch mit etwas mehr zu versorgen – wozu, nebenbei, auch die Kinder und damit unsere eigene Zukunft, gehören.  Am Mangel liegt es also nicht, dass zwei Drittel der Menschheit von den Lebensumständen eines deutschen Hilfeempfängers nicht einmal träumen können.

Woran liegt es aber dann? Ja, ich höre es schon, es liegt an der ungleichen Verteilung der Güter. Aber auch die hat eine Ursache. Diese Ursache, uns allen wohl bekannt, haben wir zugelassen, jeder von uns, daher ist auch jeder einzelne von uns für sie verantwortlich – wirklich jeder und weltweit. Wir haben es zugelassen, dass sich unendlicher Reichtum in den Händen Weniger sammelte, wir haben es zugelassen, dass diese Wenigen, statt ihren Reichtum ins Wohlergehen Aller zu investieren, zuerst und vor allem an ihren eigenen Bauch gedacht haben. Der mehrheitliche Rest war ihnen, so taktlos das klingt, gleichgültig. Begehrte er auf, bekam er eins aufs Maul und das war’s. Ab und an brach man einen Krieg vom Zaun um den Haufen wieder zu dezimieren, man förderte begrenzte Konflikte und man tut es noch, um auf diese Weise die Mehrheit zu beschäftigen und den Druck behutsam vom Kessel zu nehmen, denn wehe, wenn er sich sammelt und etwa noch besinnt. Aus diesem Grund werden verbrecherische Institutionen[1] in aller Welt mit Waffen und allem versorgt, was sie sonst benötigen und die Politik, die doch all das unterbinden sollte, klagt hier und da, aber hält still, denn sie ist mit bestochen. Klagen darf sie, wenn sie nur nicht handelt.

Eins steht jedenfalls fest: Humanismus ist nicht die Ideologie der „oberen Zehntausend“. Deren Ideologie ist einfach nur ihr Bankkonto und zwar ihr privates, nicht etwa sind es die Konten ihrer Firmen, die sie nach Belieben öffnen und schließen, ungeachtet der Tatsache, wie viel Leid und wie viel vergebliche Hoffnung sie auf diese Weise produzieren. Sie genießen es, dass eine Bewegung ihres Kugelschreibers Heere in Bewegung setzen kann und nennen das Macht. Sie genießen es, zehn Maseratis in der Garage zu haben, während sie wohl wissen, dass aufgrund ihrer Handlungsweise ein äthiopischer Bauer sich nicht einmal ein Fahrrad anschaffen kann und zudem sein Boden selbst im regenreichen Äthiopien immer unrentabler wird, denn er muss das teure Monsanto – Saatgut kaufen, anderes steht nicht zur Verfügung, das aber laugt den Boden aus und auch noch Monsanto – Dünger zu kaufen ist zu teuer – von der Verpestung des Bodens einmal ganz abzusehen. Aber dann kommen die „Grünen“ und interessieren sich für weiter  nichts, als dass der Boden durch Überdüngung verdorben werden könnte – das Schicksal des Bauern interessiert sie nur am Rande, denn eigentlich machen sie ja schon selbst lange Hälse nach seinem Land.

Ja, die weltweiten „Grünen“ das ist auch solch ein Kapitel. Einerseits sind sie im Besitz sämtlicher zukunftssicherer Technologien, andererseits wissen sie das wohl und halten ihr Wissen zurück, während sie ihre  tumben Parteigänger dazu anhalten, wieder Lagerfeuer zu machen, Pullover zu stricken und nach nicht genetischer Nahrung zu fragen – einmal etwas überspitzt gesagt. Aber sagen wir es ruhig: im Grunde sind sie so wenige an Humanismus interessiert, wie nur irgend möglich, sondern in erster Linie sind sie es am Sieg der eigenen Technologien über die bisherigen und am entsprechenden Profit, denn sie sind eigentlich keine Opposition sie sind nur die in Perspektive intelligentere Variante dessen, was da schon immer war. Ich möchte in einer vom Ökofaschismus dominierten Gesellschaft auch nicht leben.

Ich muss mich kurz fassen und es ist doch ein so langes Thema… kein einziger Bereich unseres Lebens ist vom humanitären Defizit unberührt und es ist dabei vollkommen gleichgültig selbst im esoterischen Sinn dieses Wortes, wo wir leben und wie. Also hoffe ich auf Vertiefung des Themas durch Andere und widme mich den Hinweisen darauf, wie wir nun endlich eine humanistische Welt zustande bringen könnten.

Es wird nicht möglich sein, dies mit Hilfe einer wie auch immer gearteten Ideologie zu schaffen, das gleich voran. Alle Ideologien können allenfalls eine Wegstrecke lang hilfreich sein, dann haben sie ihren Zweck erfüllt und „Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage“, ich denke, man versteht mich. Aber es wird vielleicht möglich sein, indem man jenen leichtsinnigen Satz aus unserem, dem deutschen Grundgesetz, zum Vorbild nimmt: die Würde des Menschen ist unantastbar. Dieser Grundsatz, das Fundament jeden Humanismus, ist bisher nicht einmal im Land der Urheber durchgesetzt worden, sonst würden unsere Flüchtlingsheime nicht brennen, kein Mensch wäre jemals seiner Hautfarbe wegen erschlagen worden und es gäbe auch keine Wohnungslosen in diesem Land. Und dieses auch noch: Alle Menschen sind frei und gleich geboren… ich lach mich scheckig, geboren wohl, aber einige wenige doch schon mit dem goldenen Löffel im Mund als zweitem Akt oder sehe ich das jetzt viel zu eng? Ich meine, nicht.

Als erstes werden wir um ein großes Aufräumen nicht herumkommen. Denn es gibt kein, ich wiederhole es, kein einziges Modell unter den bisherigen, das in Frage kommt, wenn es auch nur um erträgliche Umstände für die ganze Menschheit geht. Wir werden ganz neu anfangen müssen, aber erst einmal werden wir so friedlich beenden müssen, wie es irgend geht – und dass die unvermeidlichen Kollateralschäden bitte nicht auf der Seite derer zu liegen kommen, die bisher doch alles Leid der Menschheit getragen haben, sondern einmal bitte auf der anderen! Sie werden sich dadurch naturgemäß minimieren, denn auf der anderen Seite gibt es nicht so viele. Außerdem ist es sehr fraglich, ob ein Multimilliardär unserer Tage angesichts von zwei Millionen, die ihm immerhin zur Fristung seines Lebens bleiben könnten, Hungers sterben müsste. Wie das erreicht werden könnte? Nun, nicht durch Kriege, auch nicht durch Terror[2] – sondern friedlich schiedlich durch Steuern, die ihm „nehmen wovon er zu viel hat“ ihm aber das Notwendige auch einer aufwändigeren Lebensführung belassen. Natürlich wird das niemandem von denen passen – aber es ist das einzige Mittel, um Gerechtigkeit wenigstens annähernd herzustellen und einen materiellen Mindeststandard für die Menschheit zu sichern. Den brauchen wir aber unbedingt, denn der Mensch, der sich Tag für Tag abmühen muss, um nicht zu verhungern und zu verdursten ist kein engagiertes Mitglied einer innovativen Gesamtgesellschaft, er hat oder sie eben wie man sagt den Kopf niemals frei; den freien Kopf braucht er aber unbedingt. Denn wir wollen es ja nicht nur „mal anders“, sondern wir wollen es humanistisch, das bedeutet menschenwürdig mit Perspektive.

Das bedeutet aber auch, dass zumindest für eine Übergangszeit den Staaten und zwar den zivilisierten, nicht diesen Räubernestern die sich Staaten schimpfen, eine bedeutende Rolle zukommen wird. Sie müssen die Steuern erheben, die zu erheben sind und sie müssen sie an die richtigen Stellen bringen ungeachtet allen Widerstands und aller essigsauren Mienen. Sie werden Privatarmeen widerstehen müssen, denn es wird nicht bei Drohungen bleiben. Sie werden lernen müssen, rasch und kurz entschlossen zu agieren, auch wenn dabei einmal langwierige „demokratische“ Prozeduren hintan stehen sollten. Denn die Lobbys sind hier nicht gefragt, hier geht es um Elementarinteressen. Die aber können derzeit nur die Staaten und zwar die zivilisierten durchsetzen. Dazu müssen sie freilich oft erst einmal wieder lernen, ihre Hoheitsrechte zum Wohle der ihnen anvertrauten Völker einzusetzen, was die meisten von ihnen längst verlernt und vergessen haben. Die Staaten werden mit Drohungen aller Art, ernst gemeinten und nicht ernst gemeinten umgehen müssen, man wird versuchen, sie aus allen Richtungen zu erpressen und damit sie nicht erpresst werden können, werden sie die Hilfe ihrer Völker brauchen. Es ist also unproduktiv und ineffizient, gerade in diesen Tagen mit staatsrechtlichen „Finessen“ a la „Bundesrepublik GmbH“ heraus zu rücken – damit können wir uns befassen, wenn die Veränderungen, die wir zugunsten der Völker bewirken müssen, bewirkt sind. Aber gerade jetzt sind solche hanebüchenen Ablenkungsmanöver wohlberechnete Absicht.

Wir haben im Moment zwei große Probleme: das eine ist der Sturm der Völker auf Europa – dagegen hilft nur, die Ursachen des Sturmes in deren Heimatländern zu beseitigen, was auf entschiedenen Widerstand treffen wird und wir werden uns wundern, wer uns dabei diesen Widerstand leisten wird – nicht der, von dem wir ihn erwarten, sondern eine in sich verfilzte Kamarilla von Profiteuren aller Sparten und dabei werden wir auf wohl vertraute Gesichter treffen. Das zweite Problem, das aber mit dem ersten zusammenhängt, ist der nunmehr offene Griff US – amerikanischer Profiteure nach der Weltherrschaft. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der gegenwärtige Sturm auf Europa durch diese Profiteure ausgelöst wurde und darauf vertraut wird, dass die Völker nicht Eins und Eins zusammenzählen können – sie können aber und sie werden die Konsequenzen ziehen und diese Konsequenzen werden nicht das Wohlgefallen der Profiteure finden. Alles wird davon abhängen, wie gut und vor allem wie nachhaltig wir diese Branche zum Schweigen bringen können. Das wird, man versteht mich, nicht mit dörflichen Gemeinschaften zu machen sein und auch nicht mit esoterischen Gesundbetereien, nicht mit nachhaltiger Landwirtschaft von Ort zu Ort, sondern nur mit gut koordinierten und sorgsam bewachten globalen Aktionen. Es ist, soll das heißen, egal, wer in welchem Pyrenäendorf wie guten Käse produziert, wichtig ist der menschheitsloyale Einsatz von Geheimdiensten, die bisher ganz andere Dinge getan haben und deren Loyalität sich bisher eher auf die Interessen der Finanzwirtschaft erstreckte. Jetzt geht es darum, die Urheber und Ursachen der Prozesse zu finden, die für die aktuellen Migrationsbewegungen verantwortlich sind. Das wäre dann angewandter Humanismus, meine Herrschaften. Was wetten wir, dass wir auf diesem Wege auch bald bei TTIP und TISA zu stehen kommen?

Es wird, das sage ich auch gleich, nicht sofort zu einer in allen Belangen idealen Gesellschaft kommen, auch wenn wir die übelsten Erscheinungen in ihre Schranken gewiesen haben. Krankheiten, Naturkatastrophen, Unfälle und auch Ungerechtigkeiten wird es weiterhin geben, nur werden wir nicht mehr zulassen, dass sie zum Maß für die Gesellschaft werden. Es wird weiterhin Mörder und Diebe geben, denn die Gier und der Zorn sind nicht vergessen – sie haben nur den überragenden Wert nicht mehr, den sie bisher hatten. Der Stärkere ist nicht mehr der Bessere und  Erfolg wird daran gemessen werden, auf welche Weise man ihn hat, er wird nicht mehr, wie bisher, an sich als gut gelten. Handelsabkommen wird es geben und muss es geben, aber sie zementieren nicht mehr die Herrschaft eines einzelnen Staates über alle anderen. Religionen wird es weiterhin geben, aber sie werden sich in ihrem Bestehen daran messen lassen müssen, wie sie mit den allgemeinen Begriffen von Anstand und Friedfertigkeit vereinbar sind. Dabei wird wohl zumindest einer Religion und zumindest einer Ideologie die Luft knapp werden…. Aber wir werden und zwar aus eigener Kraft, die Mittel und Wege haben, das Schicksal nicht nur der Menschheit, sondern auch das Schicksal dieses Planeten in bessere Bahnen zu lenken als es sie je zuvor gab. Weil wir etwas haben werden, das wir niemals zuvor hatten: die Freiheit, für uns selbst verantwortlich zu handeln.

[1] Islamischer Staat, Al Quaida, Taliban, aber auch die süd- und mittelamerikanischen Drogenkartelle, welche gut katholisch sind und wohl Einiges andere noch, von dem wir nichts wissen. Warum eigentlich nicht?

[2] und schon gar nicht durch Revolutionen, die nur das Unterste zuoberst kehren…

Hinterlasse einen Kommentar

Dein Kommentar:

Kategorien