26.07.2014

Die Außerirdischen kommen!

Bitte jetzt nicht lachen und auch nicht den Kopf schütteln, ich habe wirklich noch alle Tassen im Schrank. Dennoch habe ich mich neulich mit einem Wesen von einem anderen Planeten irgendwo in den Plejaden unterhalten, einem netten jungen Mann… nein, in Wahrheit war es kein netter junger Mann, sondern es war eine nette junge Frau, aber was soll ich sagen, ihre Stimme veränderte sich, sie sprach auf einmal mit einem kleinen Akzent. Ich habe mich auch mit einem recht erfahrenen Außerirdischen mit nicht ganz sauberen Absichten unterhalten – in Wahrheit mit derselben jungen Frau, nur war der Akzent diesmal stärker, die Stimme tiefer und sie hat noch lange danach Schmerzen im Kehlkopf deswegen gehabt.
Nun ist es ferne von mir, dass ich außerirdisches Leben nicht für möglich halten würde, das Universum ist viel zu groß, als dass ein ähnlicher Fall wie die Erde nicht auch anderswo sich begeben könnte. Aber ich bin ein arger Skeptiker, wenn es darum geht, dass jemand von jemandem „besetzt“ werden könnte. Das halte ich für unmöglich und ich vermute stark, mit dieser Meinung stehe ich nicht ganz allein. Ich halte entsprechend auch nichts von dem Rummel, der um alle möglichen „Medien“ gemacht wird, von allen „Botschaften weiser Meister“, die sich da im Raum tummeln und meist nur die Weisheiten ihrer „Kanäle“ produzieren. Aber ich halte etwas von der Beobachtung, dass Menschen, die aus irgendwelchen Gründen gewisse Ereignisse verdrängen wollten oder auch mussten, sich in anderen Persönlichkeiten sozusagen selbst neu erfinden und man hat auch die erstaunlichsten Beobachtungen mit ihnen gemacht: sie verändern ihre Stimmlage, verändern ihr Mimik und Gestik, verändern sogar ihr Denken und Fühlen, kurzum, man erlebt eine Person, die mit der, die man kennt, nur noch die Fassade gemein zu haben scheint – und es ist doch immer noch dieselbe Person. Das Ganze ist eine psychische Störung, die unter dem Kürzel MPS zusammengefasst wird. Der Betreffende ist nicht krank – er wäre im Gegenteil krank, wenn er diese Spaltung nicht unternommen hätte. Es ist ihm etwas geschehen, was er nicht verarbeiten konnte, man sagt auch: nicht verwinden. Da hat er es fallen gelassen und sich eine andere Person erfunden, die von alledem nichts weiß.
Aber was für ein Wesen wird von unwissenden Esoterikern darum gemacht? Da wimmelt es von solchen MPS – Befallenen, aber der Grund ist hier ein etwas anderer: den Leuten reicht ihre eigene Befindlichkeit nicht aus, sie wären gern etwas Besonderes und da ihnen selbst das niemand glauben würde, tun sie sich eine andere Personalität an. Das ist, noch einmal zu wiederholen, nicht krankhaft, die Leute sind nicht verrückt, haben kein verzerrtes Verhältnis zur Realität. vielmehr ist die unmittelbare Realität für sie die gleiche wie für uns. Aber – solche Leute sind aus anderen Gründen gefährlich. Wer ihnen glaubt, landet bald in einer Welt, in der alles und alle mit irgendetwas „besetzt“ sind und ein solcher Glaube kann sehr wohl krank machen, aber vor allem kann er das gesunde Verhältnis zu anderen Menschen gründlich zerstören. Menschen, die an „Besetzungen“ glauben, sind wie ein Krebsgift, das die Seele zerfrisst und das Denken vernebelt, denn sie sehen überall Gespenster, sehen sich überall von „bösen Mächten“ umgeben und jeden ihrer Freunde und Lieben sogar vorzugsweise, denn ihnen gilt ja ihre größte Sorge und so sind sie auch zuerst Opfer dieses Wahns.
Nein, die Außerirdischen kommen nicht, wenn es sie gibt, dann an Orten, die von uns nichts wissen und wir nichts von ihnen. Das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben und jeder, der sich etwa davon die Lösung der eigenen Probleme oder die der Welt erwartet, wird sich in sehr viel Geduld fassen müssen und zudem wird er sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die ihm vielleicht selbst wenn es sie gäbe nicht helfen könnten. Denn die Probleme, die es hier auf Erden gibt, sind unsere Probleme und müssen auch von uns als ihren Urhebern bewältigt werden. Wer einigermaßen informiert ist, weiß, dass sie auch bewältigt werden können, dass nur eine im Untergang befindliche Profitwirtschaft die Lösungen der Probleme unterdrückt und dass ohne dieselbe rasch Hilfe geschaffen werden könnte. Wir kriegen keine Hilfe von irgendwo, aber wir können uns, so wir erkennen was uns hindert, selbst helfen. Alle diese UFO – Sekten sind im Grunde nichts als die Hilferufe von Menschen, die zwar sympathisch und aufgeschlossen, aber auch unwissend genug sind, sich hilflos zu fühlen. Und nun ist das Erkenntnis – Projekt selbst in Gefahr, zu einer solchen UFO – Sekte zu mutieren. Es ist selbst in Gefahr, sich in ein angstschlotterndes Gebilde aus Menschen zu verwandeln, die sich vor Parasiten und Besetzungen fürchten und in jedem guten alten Freund, der auch nur einen Strich wissender als sie selber ist, eine solche „dunkle Existenz“ sehen, denn seltsamerweise sind diese Freund niemals von „positiven Energien“ besetzt, sondern stets von negativen. So auch mit unserer jungen Frau, deren erste Besetzung aber so was von negativ war… und nun hab ich den schwarzen Peter einstecken, ich bin auch besetzt, möglicherweise von meiner eigenen Vernunft… wehe dem, der sich nicht selbst hat. Ich amüsiere mich darüber, aber der ernste Hintergrund dessen ist mir durchaus klar – wer an Besetzungen glaubt, will vor allem seine Freunde davor schützen und dabei entdeckt er, dass die auch „besetzt“ sind – nur an die eigene Besetzung glaubt er niemals, er ist alleweil „sauber“ und er muss nun alle diese Besetzten vor sich selber retten und das gelingt ihm immer nicht, weil sie ihm alle einen Vogel zeigen… nur ein paar Neurotiker sind willens, sich mit Hilfe eines solchen Manövers zu entlasten und sozusagen Co – Abhängige dieses Wahns zu werden. Schließlich finden sich in allen Menschen Züge, die ihnen mehr oder weniger zusagen und sich von denen zu entlasten, die ihnen weniger zusagen, wäre willkommen.
Ah, noch was: da fällt mir Boko Haram ein, diese islamistische Sekte, die alles Wissen verdammt. Da fallen mir auch die Erinnerungen einer Französin ein, von der eine andere islamistische Sekte marokkanischen Ursprungs verlangte, dass sie ihre gesamte Vernunft und all ihr Wissen auf dem Altar der Gottergebenheit opfern solle. Denn Vernunft und ist nach diesem Konzept der Feind aller Klarheit und Wissen ist der Tod aller Erkenntnis und die Wurzel des Bösen. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein“ fällt mir auch noch ein und damit ein Kernsatz des Christentums, das anscheinend in die gleiche Richtung will. Man braucht den Dummen, Stumpfen, den, der aus dem Bauch lebt, denn mit jemandem, der von seinem Kopf lebt, kann man keine Statistik machen… und das jetzt hier, in einem Kontext, der sich gerade dem Prinzip der gedanklichen Klarheit verschrieben haben will? Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt, vielleicht war das nie Streben des Projektes? Ehe uns der Wahn der Besetzungen und Parasiten verschlingt, ehe die Außerirdischen von allen Seiten über uns kommen und die Weisen Meister uns mit ihren Plattitüden überschütten – bleiben wir bei uns selbst wie der Fels in der Brandung bleibt und lassen wir die fruchtlose Wut des Ozeans der Wahnideen an uns emporbranden… der Ozean ist schon mehrfach ausgetrocknet und verfroren, aber die Felsen, die Zeugen für die Gestalt der Erde, sind wenn auch hier und da erodiert, noch immer da…. immer daran denken: Im Anfang war die Vernunft und nicht die Angst vor Besetzungen, aber zuweilen doch die Hoffnung darauf, dass jemand anders kommt und unsere Probleme löst. Begrabt diese Hoffnung und macht euch daran, meine ich, eure Probleme wie ihr sie selbst erkennt auch selbst zu lösen und beseitigt alles, was euch daran hindern möchte, es sei was es immer sei, ein Gott, eine Bank, die Angst vor einem „dunklen Wesen“…
Berlin im Juli 2014
© Juliane Bobrowski

 

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